Das Wetter wird kälter, die Tage kürzer und ständig ziehen Wolken über den Himmel. Der Abschied vom Sommer fällt schwer. Aber Herbst ist nicht nur Schmuddelwetter. Die dritte Jahreszeit hat viele Ideen auf Lager, um sich trotz erhöhter Regenwahrscheinlichkeit bei Kindern und Eltern beliebt zu machen.
In alten Zeiten, als die Menschen noch mehr vom Jahreszyklus abhingen, war der Herbst die schönste Jahreszeit. Die Ernte war eingebracht, Scheunen und Vorratskammern voll. Die Arbeit auf den Feldern und im Haus war erledigt. Herbst war eine Zeit zum Feiern und zum Ausruhen. Kein Grund, das heute nicht genauso zu halten.
Drachensteigen ist einer der Herbstklassiker schlechthin. Es ist ein uraltes Spiel mit einer Tradition, die bis in die nebelverhangene Vorzeit reicht. Die Kunstwerke, die an luftigen Herbsttagen über chinesischen Städten wehen, brauchen eine geübte Hand und viel Erfahrung. Uns reicht für den Anfang der Klassiker in viereckiger Form mit seinem schönen, bunten Schweif. Der lässt sich so einfach selber bauen, dass er euch mit etwas Geduld auch ohne handwerkliche Kenntnisse gelingt.
Der klassische Trapezdrachen braucht nur wenig Material und Mühe und macht gerade deshalb so viel Spaß. Auch weil bei den einfachen Handgriffen die Kiddies ganz viel mithelfen können. Ihr braucht folgende Zutaten:
- Holzleisten – ca. 10 x 5 mm stark (Fichte oder Kiefer, astfrei, damit sie nicht brechen)
- Drachenpapier oder festes Pergamentpapier
- Drachenschnur
- Krepp-Papier für den Schweif
Und ein paar einfache Werkzeuge:
- Bastelkleber
- Papierschere
- Handsäge
Baut den Drachen nicht zu klein, damit er auch bei leichtem Wind fliegen kann! Das Material holt ihr am besten im Bastelladen. Auch gut sortierte Spielzeugläden oder der Baumarkt haben oft das Nötige im Sortiment. Die Handgriffe sind nicht schwer. Praktische Kniffe findet ihr in vielen schön gemachten Anleitungsvideos.
Nehmt euch einen Samstag Zeit dafür und vergesst nicht, euch bei Kaffee, Kakao und Keksen von der schweren Arbeit auszuruhen! Für das richtige Timing solltet ihr einen Blick auf den Wetterbericht werfen. Am besten baut ihr den Drachen, wenn in den kommenden Tagen kräftiger Wind angesagt ist. Und nicht vergessen: Das Wichtigste ist der Spaß und die gemeinsame Zeit, nicht das Resultat, das am Ende rauskommt.
Wer nicht selber bauen will, darf sich gern auf das Abenteuer mit einem Lenkdrachen einlassen. Die steigen nicht so hoch, fliegen dafür aufregende Manöver und Figuren. Dann wird das Drachensteigen zur großartigen sportlichen Herausforderung. Für Anfänger eignen sich kleinere Mattendrachen. Die sind sehr robust, einfach zu starten und zu fliegen und gehen auch bei Bruchlandungen im Gebüsch nicht kaputt. Haltet trotzdem respektvollen Abstand zu Brombeerbüschen und hohen Bäumen!
Lodernde Gemütlichkeit am Lagerfeuer
Am Lagerfeuer sitzen und sich das Essen am Stock selbst braten: Dieses herbstliche Abenteuer stößt eigentlich immer auf begeisterte Zustimmung. Öffentliche Feuerplätze sind in vielen Kommunen vorhanden und werden oft auch auf telefonische Anfrage mit Holz bestückt. Hier lohnt sich ein kleiner Anruf beim Grünflächenamt. Wildes Feuer auf öffentlichen Flächen ist aus gutem Grund untersagt. Auch wenn sich am Stadtrand und außerhalb oft Orte finden lassen, wo sich keiner daran stört. Denkt auch an eine wasserfeste Picknickdecke oder Isomatte zum Sitzen!
Feuerholz sammelt ihr am Besten im Voraus. Was in Parks und Stadtwäldern herumliegt, ist im Herbst nie richtig trocken und raucht dann stark. Im Stadtpark sollte ohnehin kein Holz gesammelt werden. Das wenige, was dort vielleicht herumliegt, ist Heimat für die wilden Stadtbewohner. Dass lebende Äste tabu sind, versteht sich von selbst.
Mindestens ein guter Arm trockener, toter Hölzer ist nötig, damit das Lagerfeuer lodernd in Gang kommt. Um ein oder zwei Stunden am Feuer zu sitzen, braucht es mehr Brennmaterial. Alte Holzreste vom Hochbett oder Küchenregal dürfen gern mitkommen. Nur kein lackiertes Holz und keine furnierten Platten. Die gehören nicht ins Lagerfeuer. Erst recht nicht, wenn die Kinder über den Flammen grillen wollen.
Wer etwas tricksen will, nimmt einen Sack Grillkohle mit. Damit haltet ihr das Herbstfeuer lang und elegant am Leben, auch wenn sich keine dicken, trockenen Äste finden. Ähnliches gilt fürs Anzünden. Wer die Herausforderung mag, baut ein schönes Feuer mit Zunder, Spänen und trockenen Zweigen auf, das mit einem einzigen Streichholz entzündet werden kann. Auf Nummer Sicher geht ihr, indem ihr heimlich ein Stück Grillanzünder unter die ersten Zweige schmuggelt.
Der Appetit kommt knüppeldick
Wenn sich die erste Glut gebildet hat, kommt auch der Appetit. Knüppelbrot oder Stockbrot ist toll, weil es satt macht, lecker schmeckt und mit einfachen Mitteln auch für eine große Kindermeute ausreicht.
Es gibt viele Rezepte. Das einfachste ist ein ganz simpler, ungesüßter Hefeteig. Nehmt einfach 4 Teile Mehl auf 3 Teile warmes Wasser. Dazu ein Päckchen Hefe, einen Teelöffel Salz und zwei Esslöffel Olivenöl. Am besten packt ihr den Teig in eine große Plastikschüssel mit fest schließendem Deckel. Dann ist er fertig aufgegangen, wenn das Feuer zu flackern beginnt.
Ein weicher Hefeteig ist perfekt als Knüppelteig: Er lässt sich schön dünn in einer Spirale um die Spitze des Stockes wickeln. Achtet auf die Menge: Gerne nehmen die Kids zu viel Teig auf einmal. Dann bleibt das Stück innen roh, wenn die Kruste schon verkohlt.
Wenn ihr mögt, macht mehrere Varianten! Zum Beispiel eine mit geriebenem Käse, eine mit frischen Kräutern und gehackten Oliven und eine mit wenig Salz, zwei Esslöffeln Zucker, Milch statt Wasser und einer Handvoll Rosinen.
Wem das Knüppelbrot nicht reicht, der grillt sich über dem Herbstfeuer Brot und Käsewürfel, Zucchini und Kürbis und Bratwürste ganz oder in Häppchen und als Nachtisch einen Apfel. In die Glut könnt ihr ganze Kartoffeln verbuddeln. Wie sie ist, ohne Folie. Nach zehn Minuten einfach durchschneiden und auslöffeln! Die Feinschmecker machen sich noch eine Butterflocke und eine Prise Salz drauf.
Gruselgeschichten im Bettdeckenland
Der Herbst ist für Kinder nicht nur eine Zeit wilder Abenteuer zwischen Stürmen und Regenschauern. Er ist auch eine wunderbare Zeit für Geschichten. Der Bildschirm darf an einem gemütlichen Abend Pause machen. Stattdessen macht ihr es euch sagenhaft gemütlich und kuschelt euch alle zusammen unter das Federbett.
Extra spannend ist das, wenn ihr eure gemütliche Ecke dort einrichtet, wo das eigentlich nicht üblich ist. Breitet in der Küche an der Heizung eine Decke aus und holt das Bettzeug aus dem Kinderzimmer! Schiebt das Sofa zur Seite und macht es euch auf dem großen Teppich bequem! Mit der Sofadecke wird eine Höhle draus, die von der Taschenlampe erleuchtet wird. Das fühlt sich an wie eine abenteuerliche Expedition in der eigenen Wohnung und bereitet die kleinen Geister gut darauf vor, was als nächstes kommt.
Abends peitscht vielleicht der Regen in schweren Tropfen gegen die Fensterscheibe und es stürmt vor dem Haus. Ihr sitzt derweil mit einem Berg von Büchern und ausreichend Proviant für die Reise warm und gemütlich zusammen und hört den alten und neuen Geschichten zu.
Ein Paar alte Klassiker für eure Herbstreise gefällig? Zu den Favoriten zählen die Märchen der großen Romantiker. Hauffs Geisterschiff, „Das kalte Herz“ und die Geschichten aus dem Wirtshaus im Spessart und auch Andersens Schneekönigin sind für die Kleinen schon gruselig genug. Die Kurzgeschichten von Poe, Hoffmann und Lovecraft haben für viele fantastische Klassiker Pate gestanden. Das ist schon eher Stoff für größere Kinder. Lesestoff für viele Nachmittage und Nächte gibt es bei H. G. Wells oder Stevenson. Neil Gaiman gehört heute zu den Meistern der romantischen Gruselerzählung: „Coraline“ oder das „Graveyard Book“ sind wundervolle Schmöker. Seine kurzen Geschichten wie „Die Wölfe in den Wänden“ sind perfekt für eine Vorlesenacht.
Spielideen für den goldenen Herbst und schmuddeliges Regenwetter
Eigentlich ist der Herbst viel zu kurz, um die tolle Atmosphäre in allen Facetten zu genießen. Eine ausgiebige Nachtwanderung mit Kostümen und Laternen ist nicht nur zu Halloween ein Abenteuer der Extraklasse. Es ist so aufregend in finsterer Nacht durch die regenverhangenen, menschenleeren Straßen zu stiefeln! Die Stadt mit ihren bekannten Wegen ist kaum wiederzuerkennen. Hinter jedem Busch und jedem Baum könnte sich ein Vampir, ein rastloser Geist oder sonst ein geheimnisvoller Fremder verbergen!
Wenn euch das eine Spur zu spannend ist, dann geht lieber raus, wenn das schummrige Tageslicht noch auf Park und Wiese fällt. Nach dem Kindergarten ist die perfekte Zeit, um Eicheln und Kastanien zu sammeln. Zuhause entstehen mit Streichhölzern, Handbohrer, Kleber und Fantasie daraus Tiere, Musikanten oder coole Urzeit-Ungeheuer.
Wenn ihr Lust habt, sucht euch eine schöne Baumhöhle irgendwo im Park. Am besten dort, wo nicht zu viele Spaziergänger vorbei kommen. Die könnt ihr für eure Waldmännlein als Wichtelhaus einrichten und dekorieren. Bei jedem Spaziergang könnt ihr euren Waldfreunden etwas Neues mitbringen. Und wer weiß, mit der Zeit nimmt die Wichtelhöhle vielleicht ein unerwartetes Eigenleben an!
Der Herbst ist auch Erntezeit. Und wer sich mit offenen Augen umsieht, findet fast überall verlassene Streuobstwiesen und alte Obsthaine, die am Samstag nur darauf warten, etwas von ihrem Reichtum abzugeben. Am Sonntag seid ihr dann schwer beschäftigt, wenn ihr aus selbst gesammelten Äpfeln, Birnen und Quitten leckeres Mus oder Konfitüre kocht und aus dem Rest einen herrlichen Herbstkuchen backt. Damit könnt ihr der Oma oder den Nachbarn abends noch einen Überraschungsbesuch abstatten. Und ein Glas selbstgekochtes Apfelmus ist ein großartiges Weihnachtsgeschenk.