Puppen: Heiß geliebt und unersetzlich

In den Siebzigern wurde beschlossen, dass Kinder nicht mehr mit Puppen spielen wollen. Zum Glück haben die sich nie besonders für solcherlei Beschlüsse interessiert. Und so gehört auch im 21. Jahrhundert das Spiel von Vater-Mutter-Puppenkind zu den schönsten und prägendsten Erlebnissen, die eine Kindheit ausmachen.

Puppen & Kuscheltiere: Die zweitliebsten Spielzeuge der Kinder

Quizfrage: Womit spielen Kinder mit Abstand am liebsten? Nein, nicht mit Puppen. Mit anderen Kindern. Das lebendige Gegenüber, in dessen Augen ich mich selbst erkennen kann, ist das schönste Geschenk, das wir unseren Kindern machen können.

Puppe BayerAber danach, auf Platz zwei, stehen schon die Puppen, in deren Kreis ich die Stoff- und Kuscheltiere kurz mit aufnehmen möchte. Sie sind dabei kein zweitklassiger Ersatz für Geschwister oder gleichaltrige Freunde. Im Spiel mit ihren kleinen Schützlingen wiederholen kleine Kinder das, was sie täglich mit ihren Eltern erleben. Dabei lernen sie sich selbst und die eigenen Emotionen von außen kennen. Denn die geliebte Puppe verwandelt sich über kurz oder lang in ein kleines Stück von dem, der mit ihr spielt.

Wann haben wir schon mal die Gelegenheit, uns selbst von außen zu sehen? Zu erleben, wie wir uns in alltäglichen und aberwitzigen Situationen bewähren? Oder manchmal auch nicht. Und auch das ist nicht nur in Ordnung, sondern auch sehr wichtig.

Mit Puppen darf der Nachwuchs sich gern lautstark streiten und fetzen. Es ist nicht immer alles kuschlig und nett, davon wissen Puppeneltern genauso wie echte Eltern ein Liedchen zu singen. Die Versöhnen ist in der Puppenfamilie ein echtes Fest und macht auch in der großen Welt Lust auf mehr.

Kinder und ihre Puppen: Ich weiß genau, wie du dich fühlst

Wenn Kinder im Spiel mit Puppen das eigene Leben Revue passieren lassen, nutzen sie ihre Fantasie, erfinden und erleben Geschichten. Dabei üben sie ununterbrochen die Kunst, sich in andere hineinzuversetzen und die Welt aus deren Augen zu sehen. Wer das lernen durfte und erfahren hat, wie schön das ist, hat nicht nur sich selbst kennen gelernt. Er ist auch in der Lage, zu verstehen und nachzufühlen, was andere bewegt.

Gabriele Pohl vom Kaspar Hauser-Institut sagt das in einem Interview so treffend, dass ich das einfach als Zitat hier stehen lasse: „Das Mutter-Kind-Spiel mit der Puppe dient der unmittelbaren Lebensbewältigung. Das Kind lernt daran, sich die Sichtweise des anderen vorübergehend zu Eigen zu machen. Nur durch dieses unmittelbare Einfühlen-Können in die Situation des anderen entwickelt das Kind emotionale Intelligenz.“

Und das sei umso wichtiger, fügt sie hinzu, da heute viele Kinder gar nicht die Chance haben, ein kleines Kind in der Familie oder der täglichen Umgebung zu erleben. Klartext: Freunde und Geschwister sind viel wichtiger. Aber mit der Puppe lässt sich eine Menge von dem erleben, was Kinder ohne sie so nicht entdecken würden. Das aufschlussreiche Interview gibt es auf dem Blog von Spiel und Zukunft.

Von Barbie bis zur Waldorf-Puppe: Heiß geliebt und mit Charakter

Einfach wunderbar ist auch die Fähigkeit unserer Kinder zum Liebhaben. Um heiß geliebt zu werden, müssen Puppen kein künstlerisches Meisterwerk sein, nicht mit technischen Spielereien aufwarten. Tatsächlich können Kinder einfache Spielzeuge, die ihnen Raum zum träumen und fühlen lassen, leichter ins Herz schließen.

Aber auch die Spielzeugregale sind reich bevölkert mit den verschiedensten Charakteren, die sich nichts mehr wünschen, als sich mit Ihren Kindern anzufreunden. Da fällt allerdings schnell auf, wie das Gespür um die Bedürfnisse einer Kinderseele nur bedingt zu einem Spielzeugmarkt passt, der von schnellen Impulsen und Wünschen lebt.

Baby BornKlar lässt eine Stoffpuppe mit Knopfaugen der Fantasie mehr Spielraum. Aber Töchterchen möchte eben unbedingt die todschicke Barbie haben. Die ist trotz ihrer zugegeben sehr unrealistischen Proportionen eben ein echter Hingucker. Und bei aller Lust am Mitfühlen und Vorstellen – es gibt einfach einen Riesenspaß, wenn das lebensechte Baby Born schwungvoll in die Windel macht.

Ob es dringend nötig ist, dass Puppen für Ihre Kinder batteriebetrieben und auf Knopfdruck lachen oder weinen, dürften Sie selbst entscheiden. Doch das letzte Wort haben sowieso die Kinder. Wen die einmal ins Herz geschlossen haben, den bekommt dort keiner wieder raus!

Puppen lieben nicht nur Kuscheln und Kümmern, Friesieren und Ankleiden. Die Fantasie unserer Kinder macht sie fast so lebendig, wie einen echten Menschen. Darum sind sie unersetzliche Spielzeuge. Und anders als richtige, kleine Geschwister machen sie fast immer das, was Puppenmama oder Papa von ihnen will!

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